Fair Cobalt Alliance: Lasst uns über Kobalt sprechen

Von Isabel

24. August 2020

Heute wollen wir über Kobalt sprechen. Ein Rohstoff, der einerseits wichtig für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien ist, andererseits aber auch immer wieder wegen problematischer Abbaubedingungen kritisiert wird. Dazu gehören gefährliche Minenschächte, mangelnde Grundversorgung und das systematische Auftreten von Kinderarbeit. Unsere Sustainability Program Managerin Isabel erklärt, wie die Fair Cobalt Alliance diese Bedingungen verbessern will und warum wir der Organisation beigetreten sind.

Mann schiebt Fahrrad mit alten Batterien
Foto: The Impact Facility

Kobalt: Was genau ist das?

Fast jeder von uns hat eine winzige Menge davon in seinen Taschen. Ohne diesen Rohstoff würden viele unserer alltäglichen technischen Begleiter wie Mobiltelefone, Smartwatches oder Tablets gar nicht funktionieren. Die Rede ist von Kobalt, einem Metall, das aufgrund seiner chemischen Eigenschaften vor allem in Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wird, um eine höhere Energiedichte zu erreichen. Da Kobalt besonders leitfähig ist, spielt es auch eine wesentliche Rolle bei der schnellen Ladung einer Batterie. 

Wer nun bei Begriffen wie „Energiedichte“ und „Schnellladefähigkeit“ an Elektroautos denkt, liegt absolut richtig. Denn auch hier wird der Rohstoff genutzt. Je nach Fahrzeugmodell und Batterietyp werden einige Kilogramm Kobalt benötigt, um Batterien leistungsfähiger und effizienter zu machen. Eine beträchtliche Menge muss abgebaut, aufbereitet und transportiert werden, bevor es den Weg in die Batterie findet – und genau hier wird es kompliziert. Denn die Kobaltherstellung ist ein Aspekt der Elektromobilität, den wir genau so nennen sollten, wie er ist: intransparent, unkontrolliert und ohne menschlichen Schutz.

Der Abbau von Kobalt
Foto: The Impact Facility

Die Gründe dafür sind seit langem bekannt. Nach weithin anerkannten Statistiken des United States Geological Survey befindet sich mehr als die Hälfte der bekannten Kobaltreserven in der Demokratischen Republik Kongo. Etwa zwanzig Prozent des in der Demokratischen Republik Kongo abgebauten Kobalts stammen aus kleinen Bergwerken, in denen selbständige Bergleute das Metall unter oft lebensbedrohlichen Bedingungen abbauen. Die Minenschächte werden mit einfachsten Werkzeugen, ohne Sicherheitsausrüstung und ohne ausreichende Belüftung gegraben. In sehr wenigen Fällen wird auf die Arbeitssicherheit und die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen geachtet. In den Schächten, die manchmal doppelt oder sogar dreimal so tief sind, wie die gesetzlich zulässige Höchsttiefe von 30 Metern, riskieren die Arbeiter jeden Tag ihr Leben, wenn sie ohne das Tragen von Masken und Sicherheitsvorrichtungen nach kobaltreichem Erz graben. Häufig kommt es zu Unfällen und sogar Kinder helfen in den Abbaugebieten und sind Teil dieser illegalen Form des Kleinbergbaus. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schätzt, dass trotz eines offiziellen Verbots der Regierung, rund 200.000 Kongolesen den Gefahren dieser Arbeit ausgesetzt sind.

Mögliche Lösungen

Bereits 2016 hat Amnesty International in einem vielbeachteten Bericht auf die schwierigen Bedingungen in der Armutsregion im Süden der Demokratischen Republik Kongo aufmerksam gemacht. Im Verlauf der Debatte kündigten zahlreiche (Elektro-)Autohersteller und Technologieunternehmen an, dass sie den Kobaltgehalt in ihren Batterien drastisch reduzieren oder sogar versuchen würden, komplett auf Kobalt zu verzichten. Millionen von Dollar werden in die Forschung investiert, um Alternativen zu finden. Natürlich wollen auch wir den Kobaltanteil in der Sion-Batterie niedrig halten. Aber dieser Ansatz löst nicht die grundlegenden Probleme der lokalen Abbaubedingungen und der damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen. Darüber hinaus ist der Kleinbergbau eine wichtige Lebensgrundlage für Tausende von Familien, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, einem Land mit unglaublichem Mineralreichtum, das über Zinn-, Wolfram-, Tantal-, Gold-, Kobalt- und Kupfervorkommen verfügt.

Unwürdige Bedingungen beim Abbau von Kobalt
Foto: The Impact Facility

Angesichts der Komplexität der Batterie-Lieferkette ist es fast unmöglich, genau nachvollziehen zu können, woher das im Sion verwendete Kobalt tatsächlich stammt. Die Bergbauarbeiten, sowohl in großem Maßstab als auch handwerklich, sind mehr als sechs Produktionsschritte von der Endmontage des Autos entfernt, da das Material von den Bergwerken zu Händlern, Rohölraffinerien, Exporteuren, Raffinerien und dann zu Kathoden- und Batterieherstellern gelangt. Obwohl Unternehmen ihre jeweiligen Lieferanten durch ihre Einkaufsbedingungen verpflichten können, Kinderarbeit oder andere Menschenrechtsverletzungen auszuschließen, ist ein entsprechender Vertrag nur in Verbindung mit dem Direktlieferanten gültig. In den meisten Fällen fehlt es den Lieferanten der Zulieferer, die in der Mitte der Lieferkette tätig sind, an angemessenen Maßnahmen, um die Herkunft des Materials zu gewährleisten und damit sicherzustellen, dass das Material in Übereinstimmung mit unserem Verhaltenskodex produziert wurde.

Mann durchsucht Kies und Schott beim Abbau von Kobalt
Foto: The Impact Facility

Anstatt Zeit und Mühe in den Nachweis oder die Gestaltung einer ASM-freien Lieferkette zu investieren, sollten die Unternehmen dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen insgesamt zu verbessern. Es gibt ein weithin akzeptiertes Regelwerk, das definiert, wie im Falle von festgestellten Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette vorzugehen ist, das von der OECD veröffentlicht wurde – es ist allerdings nicht rechtsverbindlich.

Bei der Vielzahl der am Prozess beteiligten Unternehmen, die für die Aufbereitung, den Transport oder die Weiterverarbeitung von Kobalt verantwortlich sind, verlagert sich die Verantwortung oft nur von einem Lieferanten zum nächsten, ohne dass sich die örtlichen Gegebenheiten ändern. Daher muss hier ein Upstream-zentrierter Ansatz gewählt werden. Mit anderen Worten: vom verantwortungsvollen Bergbaubetrieb bis hin zum Endprodukt.

Menschen suchen in einem Gewässer
Foto: The Impact Facility

Die Fair Cobalt Alliance

Einen anderen Ansatz verfolgt die Fair Cobalt Alliance, eine Aktionsplattform zur Koordinierung, Unterstützung und Ausweitung lokaler Initiativen zur Verbesserung der Bedingungen im Kleinbergbau. Die Initiative wurde von dem nachhaltigen Smartphone-Hersteller Fairphone, Signify und Huayou in Zusammenarbeit mit der Impact Facility ins Leben gerufen. Die Fair Cobalt Alliance verfolgt drei Ziele. 

Das erste ist die Professionalisierung des unabhängigen Kleinbergbaus und eine bessere Ausbildung der dort arbeitenden Menschen. Die Allianz hat ein detailliertes Modell ausgearbeitet, das Maßnahmen beschreibt, um Minen langfristig sicherer zu machen. Dazu gehören zum Beispiel die Einrichtung medizinischer und sanitärer Einrichtungen vor Ort und die professionelle Bewirtschaftung der Abbaustätten. Das zweite Ziel ist die Einrichtung glaubwürdiger Kontroll- und Überwachungsmechanismen, um Kinder von den Minen fernzuhalten und so Kinderarbeit in den Lieferketten wirksam zu verhindern. Drittens setzt sich die Fair Cobalt Alliance für eine nachhaltige Steigerung des Haushaltseinkommens der vom Kobaltbergbau abhängigen Familien ein. Um dies zu erreichen, investieren die beteiligten Unternehmen in Gemeindeprogramme, die auf die Entwicklung der Gemeinden abzielen. Dazu gehört zum Beispiel die Bereitstellung von Mitteln für den Schulbesuch von Kindern oder die Ausbildung von Erwachsenen, die als selbständige Bergleute arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Nur wenn die Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung langfristig verbessert werden, kann der Aufbau einer fairen Lieferkette für Kobalt umgesetzt und Kinderarbeit vermieden werden.

Katja Tschakert (Director Business Development) und Isabel Palacios Gallo (Sustainability Program Manager) von Sono Motors.
Katja Tschakert (Director Business Development) und Isabel Palacios Gallo (Sustainability Program Manager) von Sono Motors.

Sono Motors – Warum wir mitmachen

Wir sehen in der Fair Cobalt Alliance ein großes Potenzial, den Kobaltbergbau in der Demokratischen Republik Kongo gerechter und transparenter zu gestalten. Als Mobilitätsunternehmen, das sich hundertprozentig der Elektromobilität verschrieben hat, wollen wir unserer Verantwortung gegenüber den Menschen und dem Planeten gerecht werden. Es gibt im Moment kein fair zertifiziertes Kobalt auf dem Markt und wir wollen dazu beitragen, das zu ändern. Immerhin haben wir vor, 257.000 Sion in 7 Jahren zu bauen. Das ist eine beträchtliche Menge Kobalt, die aus der Erde gewonnen, verarbeitet und transportiert werden muss. Wir wollen, dass dies unter fairen Bedingungen geschieht, auch wenn wir wissen, dass Veränderungen nicht über Nacht geschehen. 

Umso mehr freuen wir uns, Mitglied der Fair Cobalt Alliance zu sein und die Umsetzung ihrer Ziele mit voranzutreiben. Mit Hilfe der Fair Cobalt Alliance wollen wir unsere Kobalt-Lieferkette transparent machen und helfen, Lösungen vor Ort umzusetzen. Aufgrund des grundlegenden Umdenkens im Energie- und Mobilitätssektor wird die Nachfrage nach Batterien – und damit auch nach Kobalt – in den kommenden Jahren weiter wachsen. Es liegt in unserer Verantwortung als Unternehmen, zu handeln und sicherzustellen, dass die von uns verwendeten Rohstoffe unter umweltfreundlichen und menschenwürdigen Bedingungen abgebaut werden.

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