Wir gehen die nächste Meile: Update zur Kooperation mit EasyMile und Sono Motors an Shuttle Prototypen

Von Julius

17. Juni 2021

Bereits im Januar diesen Jahres haben wir euch auf der CES und in einer Pressemitteilung von unserer Kooperation mit EasyMile berichtet. Sicher fragt ihr euch was seitdem passiert ist und wie die Zusammenarbeit läuft. Deshalb hat Julius mit Olivier, Produkt- und Marketing-Direktor bei EasyMile, und Georg, Produktmanager für Solar-Integration bei Sono Motors, ein Gespräch geführt. Darin findet er für euch heraus, welche Ziele EasyMile und Sono gemeinsam verfolgen und welche Vorteile die Solar-Integration in autonomen Fahrzeugen für die Zukunft birgt.

Julius: Hallo zusammen, stellt euch beide doch vielleicht einmal kurz vor. 

Georg: Hi, ich bin Georg, ich arbeite jetzt seit über 1 ½ Jahren für Sono Motors. Anfangs war ich direkt in die Entwicklung der Solar-Integration am Sion involviert. Seit einem halben Jahr arbeite ich als Produktmanager für die Solar-Integration. Wir möchten unsere Technologie ja nicht nur in den Sion, sondern auch in andere Fahrzeuge integrieren – wie eben beispielsweise in den EZ10 von EasyMile. Mein Job ist es auch zu untersuchen, wie wir unser Produktportfolio erweitern können, wie wir uns technologisch weiterentwickeln wollen und welche anderen Anwendungen noch in Frage kommen. 

Georg mit der Solartechnologie des Sion
Georg mit der Solartechnologie des Sion

Olivier: Hi, ich bin Olivier, ich bin Produkt- und Marketing-Direktor bei EasyMile. Ich kümmere mich um den Markt, um Preise, und definiere die Road Map für das EZ10 Shuttle. Ich suche außerdem die Partner aus, mit denen wir zusammenarbeiten. 

Olivier, Produkt- und Marketing-Direktor bei EasyMile
Olivier, Produkt- und Marketing-Direktor bei EasyMile

Julius: Spannend! Wie lange bist du schon bei EasyMile? 

Olivier: Ich bin seit 3 Jahren dabei. 

Julius: Das ist auch schon eine recht lange Zeit. Wann wurde EasyMile gegründet? 

Olivier: Das war 2014. Als ich 2018 dazukam waren wir noch 90 Mitarbeiter, inzwischen sind wir 250. Ich gehöre hier schon zum alten Eisen. 

Julius: Ihr seid also auch stetig am wachsen. Wie kam es eigentlich zu der Kooperation mit Sono? 

Olivier: Benedikt Sperling, unser Managing Director für die Dach-Region, hatte Kontakt zu einem Kollegen von euch. Die beiden sprachen über die jeweiligen Projekte und Technologien. Da hat sich dann nach und nach herauskristallisiert, dass es da sehr vielversprechende Schnittstellen gibt. 

Georg: Ja, das war Lars, er arbeitet im Business Development. Ein perfektes Match – einfach weil die Visionen von EasyMile und Sono Motors so gut zusammenpassen. 

Julius: Nicht jeder unserer Unterstützer:innen ist mit den Produkten von EasyMile vertraut. Deswegen als kurze Frage zum Einstieg: Was genau ist das EZ10-Shuttle? 

Olivier: Die vollelektrische People Mover-Lösung EZ10 ergänzt den öffentlichen Personennahverkehr oder entlastet das Verkehrsaufkommen auf Werks- und Privatgelände wie beispielsweise Business Parks – die Anwendungsfälle sind beinahe grenzenlos. Mit dem fahrerlosen Service schließen wir meist Lücken auf der sogenannten “ersten- und letzten” Meile. Die Hardware des Shuttles wird von Ligier, einem französischen Automobilhersteller gefertigt. Wir sind vor allem für die intelligente Software zuständig, die sich übrigens auf eine Reihe anderer Fahrzeugplattformen aufspielen lässt.

Julius: Warum sind die EZ10-Shuttles die ideale Plattform für unsere Solar-Integration? Siehst du bestimmte Vorteile? 

Olivier: Unsere Shuttles sind aus vielen Gründen perfekt dafür. Erst einmal ist die gesamte Grundidee von Shared Mobility eine effiziente und umweltschonende Art der Fortbewegung. Fossile Brennstoffe sind endlich, daher ist unser komplettes Produktportfolio vollelektrisch unterwegs. Dies machen wir einerseits der Umwelt zuliebe, andererseits sind Brennstoffe ein riesiger Kostentreiber für den ÖPNV oder im Bereich der Logistik, in dem unsere anderen Fahrzeuglösungen Anwendung finden. Unsere Shuttles entsprechen einer klaren Vision vom Stadtleben der Zukunft: effizienterer Verkehr, weniger Geräuschquellen durch Fahrzeuge, weniger private PKWs oder Parkplätze und somit mehr Raum und Lebensqualität. 
Erneuerbare Energien können dort optimal ergänzen. Mit Solarpaneelen kann man zusätzlich die Reichweite und Betriebsdauer auf eine möglichst ökologisch-nachhaltige Art und Weise verlängern. Man ist einfach weniger abhängig von der vorhandenen Ladeinfrastruktur und kann die Ladeintervalle verkürzen. Als Hersteller autonom fahrender Shuttles ist das für uns ein großer Fortschritt. Je mehr man fahren kann ohne anzuhalten, desto besser ist der Service und desto überzeugender sind der Preis und die Effizienz, die wir unseren Kunden anbieten können. 

Julius: Klar, das klingt logisch. Lass uns doch vielleicht einmal kurz über konkrete Zahlen sprechen. Georg, kannst du uns eine ungefähre Vorstellung davon geben, wie viel Leistung ein EZ10-Shuttle mit der Sono Motors Solar-Integration über den Tag erzeugen könnte? 

Georg: Das ist eine sehr gute Frage. Bei der verfügbaren Fläche auf dem Dach und teilweise den Seiten eines EZ10-Shuttles, können wir denke ich Solarzellen mit einer Gesamtleistung von etwa 1-1,5 kWp installieren. Nach einer Faustformel würden wir damit schätzungsweise 3 bis 5 kWh Energie pro Tag erzeugen. Das sind aber natürlich nur grobe Abschätzungen und keine belastbaren Aussagen. Das Ziel unserer gemeinsamen Kooperation und insbesonderen der Prototypen-Phase wird es sein, zu zeigen, wie hoch der Energieumsatz wirklich ist. Wir werden während unserer Zusammenarbeit genau prüfen und evaluieren, wo sich unsere Technologie am Fahrzeug integrieren lässt. Insgesamt gibt es bei dem EZ10 in jedem Fall einige vielversprechende Stellen. 

Julius: Auf was müsst ihr besonders achten, wenn ihr die Paneele in das Fahrzeug integriert? 

Georg: Im Grunde verwenden wir die gleiche Technologie, die wir beim Sion auch benutzen. Beide Fahrzeuge haben einen Space-Frame, an dem die Karosserie-Teile befestigt sind. Das bedeutet, dass wir hier in etwa dieselben Arbeitsschritte wie beim Sion haben. Wir legen zunächst das Gesamtkonzept fest, designen dann die aus Polymer bestehenden PV-Karosserie-Teile und ersetzen damit die bestehenden Komponenten. Dabei müssen wir auf verschiedene Dinge achten, wie beispielsweise die Radien und die richtige Aufteilung der Body Panels. 

Julius: Sono und EasyMile möchten Technologien auf den Markt bringen, die der breiten Masse noch nicht zugänglich sind: Solarmobilität und autonomes Fahren. Beides wird oft mit Skepsis oder sogar Sorge betrachtet. Was sind deine Erfahrungen damit, Olivier? 

Olivier: Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der Angst vor Solarzellen hatte, aber ich kann natürlich etwas über die Angst vor autonomen Mobilitätskonzepten sagen. Sobald wir Fahrgäste nach ihrer ersten Fahrt in unserem Shuttle fragen, sind ihre Ängste komplett verschwunden. Die Tatsache, dass die Fahrzeuge ohne Fahrer dennoch nach wie vor von einem Supervisor über eine Leitstelle kontrolliert und überwacht werden, gibt vielen ein sicheres Gefühl. Ich denke, dass es mit der Solarmobilität genau so sein wird. Sobald sich das Konzept bewährt und die Menschen positive Erfahrungen damit machen, weicht die anfängliche Skepsis der Begeisterung. 

Julius: Welche Zielgruppen hat EasyMile? Was für Kriterien sind für euch besonders ausschlaggebend? 

Olivier: Unsere Technologie funktioniert am Besten, wenn sie in Umgebungen angewendet wird, in denen Fahrgeschwindigkeiten begrenzt sind – also zum Beispiel innerorts, bis 50 km/h. Das trifft vor allem auf Stadtzentren, industrielle Gelände, Häfen, Flughäfen, oder auch auf einen Campus zu. Wir haben viele verschiedene Fahrzeugplattformen, die für die entsprechenden Anwendungsfälle angepasst werden können. 
Ein zweites Kriterium: Genau wie Sono Motors bevorzugen wir eher Gegenden, in denen es viele Sonnenstunden gibt. Warum? Nun, wenn es sehr stark regnet, müssen wir der künstlichen Intelligenz des Shuttles erklären, dass die Sensoren gerade Regentropfen erfassen und keine Hindernisse, denn obwohl die Technologie immer reifer wird, sind extreme Wetterbedingungen wie z.B. starker Schneefall oder Regen immer noch eine Herausforderung für automatisierte und autonome Fahrzeuge. 

Julius: Darüber habe ich so noch nie nachgedacht. 

Olivier: Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Es gibt aber noch ein drittes Kriterium. Länder wie Norwegen, in denen es sehr viele Fachkräfte gibt, aber wo die Nachfrage nach systemkritischen Berufen wie zum Beispiel Bus- oder Lastkraftwagenfahrer:innen sehr hoch ist, sind sehr an unserer Technologie interessiert. Branchenverbände aber auch Kunden melden uns oft zurück, dass sie Probleme haben, offene Stellen zu besetzen oder dass aufgrund von mangelnder Wirtschaftlichkeit Busstrecken, vor allem auf dem Land, nicht mehr bedient werden können. Hier kommt unsere Technologie ins Spiel. 

Julius: Auch ein sehr spannender Ansatz. Das selbstfahrende Auto hat ja schon sehr lange seinen festen Platz in der Fiktion – egal ob in Filmen oder Büchern. Das gleiche gilt auch für das solarbetriebene Fahrzeug. Georg, wie stellst du dir die Zukunft in 10 Jahren vor? 

Georg: Ich bin fest davon überzeugt, dass autonomes Fahren sich in der Zukunft etablieren wird – besonders in den Bereichen, die Olivier gerade genannt hat. Bis es wirklich im Alltag der breiten Masse ankommt, wird das vielleicht noch etwas länger als 10 Jahre dauern, aber gerade im industriellen Umfeld gibt es schon zahlreiche vielversprechende Ansätze. 
Unser Ansatz bei Sono ist natürlich mehr und mehr Fahrzeuge mit Solar auszustatten und damit die Menge an klimafreundlicher und dezentralisiert erzeugter Energie stetig zu erhöhen. Je mehr Energie pro Tag so erzeugt wird, desto besser. Jedes Fahrzeug zählt. Wenn wir das Gesamtbild betrachten, werden wir in ein paar Jahren eine beeindruckende Energiemenge pro Tag mit Solar-integrierten Fahrzeugen erzeugen. 

Olivier: Wenn ich an das anschließen darf, was du gerade gesagt hast: Ich stelle mir einen echten Wandel vor – also Innenstädte ohne hektische Straßen, die mit privaten PKWs vollgestopft sind, ohne muffige Abgase, ohne laute Motoren. Das ist leider noch der aktuelle Status Quo und wir alle arbeiten für eine Zukunft, in der das nicht mehr der Fall ist – und es gibt wirklich Grund optimistisch zu sein, denn in Ländern wie Spanien werden aktuell die Weichen für diese Entwicklungen gelegt. Erst vor wenigen Wochen reduzierte man dort in allen Städten das maximale Tempolimit von 50 km/h auf 30 km/h. 

Julius: Richtig, eine wichtige Entwicklung! Lasst uns abschließend noch kurz über die nächsten Schritte in der gemeinsamen Zusammenarbeit sprechen. Wie geht es jetzt weiter? 

Georg: Bisher haben wir erstmal einige wichtige Daten untereinander ausgetauscht. Jetzt starten wir die Untersuchung der CAD-Modelle und evaluieren, wie wir die maximale Anzahl an Solarzellen in die Karosserie des Shuttles integrieren können. Sobald wir dann ein Fahrzeug für die Prototypen-Phase von EasyMile zur Verfügung gestellt bekommen, beginnen wir mit der Umsetzung. Bis Ende diesen Jahres würden wir sehr gerne noch die ersten Ergebnisse haben. Dafür müssen wir sehr viele Daten sammeln, am besten natürlich unter realen Bedingungen. Es wird auf jeden Fall ein sehr spannendes Projekt mit viel Potential! 

Julius: Perfekt. Dann vielen Dank an dieser Stelle für eure Zeit und eure Einschätzungen. Bis zum nächsten Mal! 

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